Dr. med. Gerald Hanf
Dr. med. Juliane Ackermann-Simon
Dr. med. Katarzyna Hansen

Privatärztliche Gemeinschaftspraxis

Allergie- und Asthma-Zentrum Westend
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Fachbuch zu sämtlichen Allergieformen

Fachbuch zu sämtlichen Allergieformen
Trautmann & Kleine-Tebbe: Vollständig überarbeitete 3. Auflage 2017, 544 S., 177 Abb., gebunden (incl. Digital-Version)
ISBN: 9783131421838
Thieme Verlag 6-2017

Einführung mit kommentierten Kasuistiken (klinische Fälle)

Einführung mit kommentierten Kasuistiken (klinische Fälle)
Kleine-Tebbe & Jappe: Überarbeitete Buchausgabe nach "Allergologie"-Heft 8/9-2013, 154 S., 32 Abb., 17 Tab.,
ISBN: 978-3-87185-491-0
Dustri-Verlag 9-2014

Fachbuch zur Molekularen Allergologie

Fachbuch zur Molekularen Allergologie
Jörg Kleine-Tebbe & Thilo Jakob (Hrsg.):
1. Auflage, 392 S., 190 Abb., gebunden
ISBN: 978-3-662-45220-2
Springer Medizin 10-2015

Fachbuch (engl.) zur Molekularen Allergologie (free access)

Fachbuch (engl.) zur Molekularen Allergologie (free access)
PM Matricardi, J Kleine-Tebbe, HJ Hoffmann, R Valenta, M Ollert (Hrsg.): Molecular Allergology User´s Guide 2016. ISBN: 978-3-033-05653-4. Veröffentlicht durch die EAACI (europäische Allergologenvereinigung), 6-2016, Download als PDF-Datei (38,6 MB), dazu auf das Cover klicken

Wissenswertes über Allergene, vorbeugende Maßnahmen und andere Tips

3 Wissenswertes über Allergene, vorbeugende Maßnahmen undandere


Tips


3.1 Blütenpollen — die häufigsten Allergene


Zu den häufigsten Auslösern von Atemwegs- und Schleimhautallergien gehören
Pollenbestandteile. Dabei spielen windbestäubende Pflanzen (Gräser, Sträucher,
Bäume) eine herausragende Rolle, da sie zur Blütezeit eine große Menge von Pollen
freisetzen, die allergene Eiweißstoffe enthalten können.

Pollen fliegen weit


Als kleine Partikel werden sie in der Regel sehr weit getragen und können sogar 300
Kilometer entfernt vom Ursprungsort nachgewiesen werden. Durch generelle
erbreitung und große Mengen bei entsprechend klarem Wetter stellen sie eine Quelle
von fremdem Eiweiß dar, der wir Menschen uns kaum entziehen können.

Jede Region hat ein eigenes Pollenspektrum


Welche Sorte von Pollen für uns Menschen bedeutsam ist, hängt hauptsächlich von
geographischen und klimatischen Faktoren ab. Jeder Kontinent und jedes Gebiet der
Erde hat, abhängig vom Breitengrad, eine bestimmte Flora, zu der auch
windbestäubende Pflanzen und mögliche Pollenallergene gehören. So unterscheiden
sich z.B. die Pollen bei uns im mitteleuropäischem Raum wesentlich von denen, die in
Südeuropa, z.B. in Spanien, Italien, Griechenland gefunden werden.

Bei der Pollenallergie mischt das Wetter mit


Das Klima bestimmt nicht nur die botanische Verbreitung, sondern auch die jährliche
Pollenflugsaison, den Zeitraum, während dem die Pollen vorwiegend freigesetzt
werden. Klares Wetter verursacht hohe Pollenzahlen, während bei Regen die Pollen
förmlich aus der Luft herausgewaschen werden und zu Boden fallen. Pollenkörner, die
aufgrund ihrer geringen Größe nicht mit dem bloßen Auge erkennbar sind (Abb. 4),
werden mit der Atemluft eingeatmet und gelangen so an die Schleimhaut von Augen,
Nase und Mund bzw. Rachenrauml.



Abb. 4: Rasterelektronische Aufnahmen verschiedener Pollen
a: Hasel, b: Erle, c: Wegerich, d: Beifuß
Pollenkörner von windbestäubenden Pflanzen sind unterschiedlich geformt und
können auf diese Weise bei einer Pollenzählung identifiziert werden. Sie verfügen über
winzige Poren, aus denen nach Schleimhautkontakt verschiedene Eiweißstoffe
herausgewaschen werden. Hat sich der Körper gegen diese Stoffe sensibilisiert, kann
es nach erneutem Kontakt zu einer örtlichen allergischen Reaktion kommen.

Durch die Feuchtigkeit der Schleimhaut werden dort bestimmte Eiweißstoffe aus den
Pollen herausgewaschen, wenn sie nicht bereits zuvor aus winzigen Poren ausgetreten
sind. Diese Eiweißstoffe sind, wie schon gesagt, an und für sich völlig harmlos, werden
aber von dem fehlgeleiteten Immunsystem des Allergikers als gefährlich angesehen
und entsprechend bekämpft.

Sind schmutzige Pollen gefährlicher?


Es ist vermutet worden, daß die zunehmende Belastung unserer Umwelt mit
Schadstoffen die Freisetzung von Pollenallergenen verstärkt und dadurch indirekt die
allergischen Beschwerden zunehmen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit tatsächlich solch
eine Wechselwirkung zwischen den Pollenallergenen und der zunehmenden
Luftverschmutzung nachgewiesen werden kann.

Orientierung durch Pollenflugkalender


In Mitteleuropa gibt es Gruppen von Allergenen, die sich aufgrund ihrer Saison bzw.
des Blütezeitraums relativ gut unterscheiden lassen (Abb. 5). Mit den Frühblühern
werden Bäume zusammengefaßt, die ihre Pollen im Frühjahr freisetzen. Als
Mittelblüher werden die Gräser bezeichnet, die im Sommer blühen, während die
Kräuter mit einer Blütezeit im Spätsommer bzw. Frühherbst die Spätblüher
repräsentieren.



Abb. 5: Blüh- und Pollenflugkalender
Blüh- und Pollenflugzeiten verschiedener windbestäubender Pflanzen, die in unseren
Breitengraden häufig Allergien verursachen. Die Zeit des erwarteten Pollenfluges kann
allerdings je nach geographischen und jahreszeitlichen Witterungsverhältnissen um ca.
2 Wochen variieren. Unter dem Begriff Frühblüher werden die Bäume, unter
Mittelblüher die Gräser und unter Spätblüher die Kräuter zusammengefaßt. Die Haupt-
oder Leitallergene sind kursiv gedruckt.
* keine Pflanze, sondern wichtigster Vertreter der im Sommer, bei feuchtem Wetter
vorkommenden Pilzsporen

Birkenpollen – aggressive Allergene mit weiter Verbreitung


In unseren Breitengraden ist es die Birke, deren Pollen sehr häufig für die
Atemwegsallergien verantwortlich sind. Die Hauptblütezeit beginnt ca. Mitte April und
kann zwei bis vier Wochen anhalten. Die Hasel und die Erle gehören auch zur Familie
der Birkengewächse. Sie können je nach Witterung bereits im Februar bzw. März ihre
Pollen freisetzen. Bei mildem Wetter berichten manche Patienten sogar schon im
Januar (durch die vorgezogenen Haselblüte) über allergische Beschwerden. Durch
Ähnlichkeiten in der Allergenstruktur bestehen bei ausgeprägter Baumpollenallergie
häufig Beschwerden gegen alle drei Pollensorten. Je nach Verbreitungsgebiet können
aber auch andere Baumpollen, wie z.B. die der Eiche oder der Buche, für allergische
Beschwerden verantwortlich sein. Mit ihrer Blütezeit ist im Mai zu rechnen.

Gräser – die größten Produzenten von fremdem Eiweiß in der Luft


Ende Mai bzw. Anfang Juni fangen die Gräser an zu blühen, von denen es zahlreiche
verschiedene Familien gibt. Durch ihre ausgeprägte Allergenverwandtschaft reagiert
der Allergiker allerdings auf alle Gräser, sobald er sich gegen eines sensibilisiert hat.
Der Roggen als kultiviertes Gras reiht sich in diese Gruppe ein und kann
daher bei bestehender Gräserpollenallergie auch Beschwerden verursachen. Da die
Gräserfamilien zu unterschiedlichen Zeiten ihre Hauptblütezeit haben, besteht
insgesamt eine recht lange Blühperiode, die sich je nach Witterung bis in den August
hineinziehen kann.

Beifuß – ein Wildkraut mit starker Allergenpotenz


Allergische Beschwerden im August und September können darüber hinaus durch
Kräuterpollen, sogenannte Spätblüher, verursacht werden. Als wichtigster Vertreter gilt
der Beifuß aus der Familie der Korbblütler, die je nach Verbreitungsgebiet und
Wetterbedingungen Beschwerden im Spätsommer und Frühherbst verursachen
können. Aber auch andere Kräuter (Spitzwegerich, Gänsefuß, Goldrute) können in
Einzelfällen für einen allergischen Schnupfen verantwortlich sein.

Pollenfluginformationen – überall verfügbar


Neben Pollenflugkalendern, die Auskunft zur allgemeinen Blühperiode einer Pflanze
geben, bestehen in vielen Orten Deutschlands mittlerweile
Pollenfluginformationsdienste, die über das Radio oder die Tagespresse der
Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Angaben beruhen auf regelmäßig durchgeführten
Pollenzählungen. In sogenannten Pollenfallen werden die Pollen gesammelt und
anschließend gezählt. Die Angaben dieser Polleninformationsdienste hängen natürlich
in erster Linie vom Wetter ab. Warme Temperaturen bei klarem und windigem Wetter
stellen besonders geeignete Bedingungen für einen weitreichenden Pollenflug dar.

Während auf dem Lande die höchsten Pollenkonzentrationen in den Abendstunden zu
erwarten sind, werden die Pollen in der Stadt um diese Tageszeit zunächst von warmen
Luftströmungen emporgetragen. Die im Laufe der Nacht eintretende Abkühlung bringt
diese Luftschichten zurück und führt dadurch zu einer hohen Pollenbelastung in den
frühen Morgenstunden.

Vermeidungsstrategien bei Pollenallergie


Für ausgeprägte Pollenallergiker ist es daher sinnvoll, bei starkem Pollenflug mit
geschlossenen Fenstern zu schlafen. Außerdem hat es sich bewährt, Kindern, die
tagsüber im Freien gespielt haben, bei starkem Pollenflug die Haare zu waschen. Nicht
nur in den Haaren, sondern auch in den Kleidungsstücken können Pollenbestandteile
haften bleiben; die Freizeitkleidung sollte daher außerhalb des Schlafraumes abgelegt
werden.

Tipps für den Alltag


Wenn Sie es beeinflussen können, sollte der Rasen in der häuslichen Umgebung
möglichst kurz geschnitten werden. Auf diese Art und Weise kann eine Nachblüte der
Gräser und die damit verbundene erneute Pollenfreisetzung verhindert werden.
Sollten Sie häufiger das Auto nutzen, kann die Lüftungsanlage mit einem feinporigen
Filter versehen werden, der die Pollenkörner wirksam abhält. Allerdings taugt diese
Maßnahme nur, wenn Sie diese Filter regelmäßig austauschen, da sie sich sonst als
Pollenschleuder entpuppen können. Ohne derartige Mikrofilter stellen Sie die
Autolüftung bei Pollenflug besser ab.

Tipps für den Urlaub


Vielleicht läßt es die Urlaubsplanung zu, während der Hauptpollenflugsaison an einen
Ort mit geringer Allergenbelastung zu fahren: Durch internationale
Forschungsergebnisse kennen wir mittlerweile sehr gut das Allergenspektrum und die
daraus resultierende Belastung für den Allergiker in vielen Ländern. Sofern ihr Arzt
allergologische Kenntnisse besitzt, kann er Ihnen sicher hierbei weiterhelfen. In Tabelle
1 sind die Maßnahmen zusammengefaßt, die bei einer Pollenallergie von Ihnen
getroffen werden können.

Tabelle 1: Maßnahmen bei ausgeprägter Pollenallergie

  • Urlaub während der Pollensaison planen und pollenarmen Urlaubsort wählen
  • Während der Pollenflugsaison keine Ausflüge auf Wiesen und Felder Kleidung
    nicht im Schlafzimmer ausziehen und ablegen und vor dem Schlafengehen Haare
    spülen
  • Nachts Fenster geschlossen halten
  • Gras im eigenen Garten kurz halten
  • Keine Feldblumensträuße in der Wohnung aufbewahren
  • Mikrofilter für das Auto beschaffen oder Lüftung bei Pollenflug abschalten


Was Pollen und Obst gemeinsam haben


Manche Pollenallergiker reagieren bei Genuß von verschiedenen Obst- und
Gemüsesorten mit allergischen Beschwerden (sogenannte pollenassoziierte
Nahrungsmittelallergie). Dieses Phänomen beruht auf einer gewissen ähnlichkeit
der Pollenallergene mit denen aus Obst und Gemüse. Viele der verantwortlichen Stoffe
bestehen aus einem Eiweiß- und einem Zuckeranteil; sie sind nicht sehr stabil,
reagieren bei Kontakt mit der Luft (Äpfel und Birnen oxydieren und werden braun) und
zerfallen meistens beim Kochen. Der Birkenpollenallergiker wird daher vorwiegend auf
rohes Kern- und Steinobst reagieren (Äpfel, Pfirsiche, Kirschen, Pflaumen u.a.),
während diese Sorten in gekochtem Zustand oder aus Konserven in der Regel keine
Beschwerden verursachen.

Obstallergie durch Kochen beseitigen


Die Unverträglichkeit beschränkt sich meistens auf den Mund- und Rachenraum:
Juckreiz am Gaumen, pelziges Gefühl an Lippen und Zunge und allgemeine Irritation
der Mundschleimhaut. Aufgrund ihres schnellen Zerfalls verursachen diese
Obstallergene nur selten Symptome im tieferen Verdauungstrakt oder an anderen
Körperorganen und bleiben eher auf die Mundhöhle beschränkt. Wie überall gibt es
Ausnahmen: Nach Sojagenuß (frische Sojasprossen, Sojamilch, Eiweißpulver mit
hohem Sojaproteinanteil) wurden schwere allergische Reaktionen bei
Birkenpollenallergikern beobachtet. Die Ähnlichkeit zwischen einem
Sojaproteinbestandteil (Stressprotein SAM22) und dem Birkenpollenhauptallergen
(Stressprotein Bet v 1) ist offenbar für diese „Kreuzreaktion“ verantwortlich.

Wenn Gemüse nicht vertragen wird, kann eine Beifußallergie dahinter stecken.


Auch die Graspollen- und besonders die Beifußpollenallergie kann mit einer
Unverträglichkeit gegen bestimmte Nahrungsmittel einhergehen. Diese kann
unterschiedliche Gemüsesorten betreffen, wie z.B. Sellerie, Karotten oder Kartoffeln
und sich darüber hinaus in einer Unverträglichkeit von Gewürzen äußern (wie z.B.
Petersilie, Anis und Kümmel). Die Allergene im Sellerie sind häufig stabiler als die im
Obst; bei entsprechender Unverträglichkeit können die allergischen Reaktionen in
manchen Fällen daher bedrohlichen Charakter annehmen. Außer der Vermeidung der
betreffenden Speisen oder einem Versuch, durch Kochen der Nahrungsmittel ihre
Verträglichkeit zu verbessern, gibt es leider keine andere wirksame
Behandlungsmöglichkeit bei dieser Form der Allergie.

3.2 Pilzsporen — als Allergene häufig verdächtigt, oft überschätzt und


wenig erforscht


Eine weitere Quelle von Atemwegsallergenen stellen die Sporen oder andere
Bestandteile von Schimmelpilzen dar. Die Biologie kennt eine verwirrende Vielzahl von
Arten. Glücklicherweise sind es jedoch nur wenige Vertreter, die für saisonale oder
ganzjährige allergische Beschwerden an den Schleimhäuten verantwortlich sind.

Primitive Pilze als Allergieauslöser


Die Pilzallergene bestehen aus einer komplexen Mischung von verschiedenen
Eiweißstoffen. Die Herstellung von zuverlässigen Allergentestlösungen für die
Erkennung oder die Behandlung dieser Allergien wirft daher außerordentlich große
Probleme auf und ist bisher nur unzureichend gelöst.

Primitive Pilze als Allergieauslöser


Die Pilzallergene bestehen aus einer komplexen Mischung von verschiedenen
Eiweißstoffen. Die Herstellung von zuverlässigen Allergentestlösungen für die
Erkennung oder die Behandlung dieser Allergien wirft daher außerordentlich große
Probleme auf und ist bisher nur unzureichend gelöst.

Eine seltene Allergie mit schwierigem Nachweis


Das Wachstum und die Anzahl der freigesetzten Pilzsporen wird durch hohe
Luftfeuchtigkeit und warme Außentemperaturen begünstigt. In unseren Breitengraden
finden wir daher nur in der warmen Jahreszeit unter bestimmten Wetterbedingungen
(z.B. Gewitter, feucht-schwüle Tage) hohe Konzentrationen von
Schimmelpilzbestandteilen in der Luft. Unter bestimmten Bedingungen kann es in
einer feuchten Wohnung mit ausgeprägtem Schimmelpilzbefall bei Personen mit
erhöhter Atopiebereitschaft zu einer Allergie der Atemwege kommen. In solchen Fällen
ist es selbst für den allergologisch erfahrenen Arzt außerordentlich schwierig, den
eindeutigen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzbelastung und allergischen
Beschwerden sicherzustellen. Dazu wäre nämlich die Identifizierung des
Schimmelpilzes in den befallenen Räumen, eine Testung mit zuverlässigen Extrakten
und möglicherweise ein positiver Schleimhauttest erforderlich.

Was tun bei Schimmelpilzallergie?


Um der Entstehung oder dem Auftreten einer Schimmelpilzallergie vorzubeugen,
kommen verschiedene Maßnahmen in Frage (Tabelle 2). Sie beruhen weniger auf
wissenschaftlichen Erkenntnissen als dem gesunden Menschenverstand.

Tabelle 2: Maßnahmen bei Schimmelpilzallergie

  • Haus oder Wohnung sollten gut gelüftet sein und die Luftfeutigkeit sollte niedrig gehalten werden (keine Luftbefeuchter)
  • Wände, Fußboden und Einrichtungsgegenstände sollten trocken sein
  • Feuchte Stellen hinter Möbeln und Wandverkleidungen sollten umgehend
    beseitigt werden
  • Zimmerpflanzen enthalten in der Erde häufig Schimmelpilze und sollten daher
    vermieden werden
  • Verderbliche Lebensmittel im Kühlschrank lagern und Küchenabfälle rechtzeitig
    beseitigen
  • Vorsicht bei Gartenarbeiten: der Kompost kann ebenfalls Schimmelpilze bergen
  • ei feucht-warmem Wetter (Gewitter) können hohe Belastungen mit
    Schimmelpilzsporen auftreten


Wohn- oder Arbeitsräume mit nachgewiesenem Schimmelpilzbefall sollten gründlich
saniert werden. Der Erfolg dieser Maßnahme steht und fällt häufig mit der
ursprünglichen Bausubstanz und ihrer vorschriftsmäßigen Isolierung. Leider sind in
manchen Fällen ganz erhebliche bauliche Eingriffe erforderlich, um bestimmte Räume
trocken und schließlich schimmelpilzfrei zu bekommen. Außerdem sollte man als
Schimmelpilzallergiker Zurückhaltung mit Zimmerpflanzen walten lassen, da auch
diese bzw. ihre Topferde mit Pilzbestandteilen durchsetzt sein können. Ein
vorbeugendes Mittel gegen die besonders im Sommer in der Außenluft
vorkommenden Schimmelpilzsporen gibt es leider nicht. Allerdings bieten
medikamentöse Behandlung oder eine gezielte Immuntherapie gute Möglichkeiten,
derartige Beschwerden zu lindern. Es sei noch einmal betont, daß echte
Schimmelpilzallergien ein relativ seltenes Phänomen sind, das in der öffentlichen
Meinung häufig überschätzt wird.

3.3 Tierbestandteile als Allergene — zunehmende Tierhaltung bedeutet


höheres Allergierisiko


Eine wichtige Quelle von fremden Eiweißstoffen, auf die unser Immunsystem
überempfindlich mit einer Allergie reagieren kann, stellen die Tiere in unserer engeren
Umgebung dar.

Tiere sind Allergenproduzenten


Eigentlich sind diese tierischen Eiweißstoffe weder giftig noch gefährlich. Nur der
Allergiker mit seiner übertriebenen Reaktionsbereitschaft trägt ein hohes Risiko, sich
zu sensibilisieren und anschließend auf Tierbestandteile eine Überempfindlichkeit zu
entwickeln. Dabei spielt es keine Rolle, um welches Tier es sich handelt, denn eine
Allergie ist gegen jede Tierart möglich, die unseren Organismus fremden Eiweißstoffen
aussetzt.

Zunehmende Haustierhaltung -Zeichen grenzenloser Tierliebe?


In den letzten Jahren hat die Haustierhaltung stetig zugenommen. Parallel dazu haben
immer mehr Allergiker Beschwerden gegen ihre felltragenden Freunde entwickelt.
Insofern ist unsere Tierliebe und der Wunsch nach einem eigenen Haustier sicherlich
mit verantwortlich für die allgemeine Zunahme der Allergiehäufigkeit, die sich in den
letzten Jahren abgezeichnet hat. Häufig wird von den Betroffenen dieser
Zusammenhang verharmlost oder verleugnet, um den notwendigen Konsequenzen,
dem Abschied von dem vierbeinigen Artgenossen und der Entfernung des Tieres aus
dem Wohn- oder Arbeitsbereich, zu entgehen.

Nicht nur die Haare tragen Allergene


Die allergieauslösenden Eiweißstoffe befinden sich nicht nur im Fell der Tiere, sondern
können in sämtlichen Körperausscheidungen (Speichel, Serum, Urin, Kot) enthalten
sein. Insofern ist auch ein kurzes Fell des Tieres nicht gleichbedeutend mit
Allergenarmut, da dies nur ein Faktor bei der Entstehung und Verbreitung der
verantwortlichen Allergene ist. Überempfindlichkeitsreaktionen nach Katzenkontakt
gehören zu den Tierallergien, die bisher am besten untersucht worden sind. Viele
dieser Erkenntnisse sind nach heutigem Wissensstand auf andere Tierarten
übertragbar.

Der Weg der Katzenallergene


Das Hauptallergen der Katze befindet sich in großen Mengen im Speichel. Durch das
regelmäßige Säubern und Lecken des Felles gerät dieses Allergen, ein leichter und
ausgesprochen haftfreudiger Eiweißstoff, an das Haarkleid des Tieres. Von dort aus
gelangen die Allergene, mit oder ohne Haare, in die Raumluft, wo sie sich erst nach
einiger Zeit als Schwebstoff am Boden, den Einrichtungsgegenständen und sogar an
den Wänden und der Decke absetzen können. Je länger eine Katze gehalten wird, um
so mehr Allergene können sich auf diese Art und Weise im Wohnbereich sammeln.

Zu klebrig, um sie loszuwerden


Selbst bei gründlicher Reinigung sind sie aufgrund ihrer klebrigen Eigenschaft schwer
zu beseitigen, da sie sich von den Wänden, Tapeten und von stoffhaltigen
Einrichtungsgegenständen kaum entfernen lassen.

Wenn Tiere unfreiwillig Asthma verursachen


Bei vielen Tierhaltern bleiben die allergischen Beschwerden nicht auf die Schleimhaut
der Augen und der Nase beschränkt, sondern es entwickelt sich nach einiger Zeit
(Monate bis Jahre) ein allergisches Asthma. Da diese Krankheit bei Nichtbeachtung und
unzureichender Behandlung chronisch werden kann, sind viele unserer vierbeinigen
Freunde unfreiwillig für die Entwicklung einer schweren, dauerhaften Erkrankung der
Atemwege verantwortlich.

Schmerzlicher Verzicht – die beste Lösung


Aus diesen Gründen ist die beste Vorbeugungs- und Behandlungsmaßnahme für den
Allergiker, auf Tierhaltung völlig zu verzichten. Das gilt für die Vorbeugung bei Kindern
mit erhöhtem Allergierisiko (wenn z.B. ein oder zwei Familienmitglieder bereits
Allergiker sind), aber erst recht für jede Person, die bereits Beschwerden gegen das
eigene Haustier entwickelt hat. Im letzteren Fall sollte wirklich keine Zeit versäumt
werden, vertrauenswürdige Interessenten zu finden, denen man das Tier langfristig zur
Pflege geben kann. Eile ist geboten, wenn sich bereits ein Bronchialasthma mit Husten
und Atemnot, ausgelöst durch die Tiere, angekündigt.

Auch nach Entfernung der Tiere aus dem häuslichen Bereich bedarf es trotz intensiver
Reinigung einige Zeit, bis die Tierallergene soweit reduziert sind, daß keinerlei
Beschwerden mehr verursacht werden können. Insofern kann es in Einzelfällen ein
halbes bis ein dreiviertel Jahr dauern, bis die Räumlichkeiten wieder völlig„allergenfrei“ sind.

Entfernung der Allergene – nicht von heute auf morgen möglich


Dieser Vorgang läßt sich möglicherweise durch komplette Renovierung und gründliche
Säuberungsaktion unter Einbeziehung sämtlicher Möbel beschleunigen; aber selbst
dann kann man noch häufig die Tierallergene in geringen Mengen mit geeigneten
Methoden nachweisen. Wir wissen mittlerweile, daß derartig geringe Mengen in der
Regel ausreichend sind, um den allergischen Sensibilisierungsprozeß in Gang zu
setzen. Insofern entwickeln nicht nur Tierhalter eine entsprechende Allergie, sondern
auch Personen, die vielleicht nur sporadisch oder für kurze Zeit Kontakt mit dem
betroffenen Tier hatten. So kann z.B. ein Zirkusbesuch bereits ausreichend sein, um
eine entsprechende Überempfindlichkeit gegen Tiere zu entwickeln.

Es existieren wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die durch sporadischen Tierkontakt
ausgelöste Beschwerden verhindern. Bei fortgesetztem Allergenkontakt, also bei
Tierhaltung im Hause, sind derartige Behandlungen allerdings nicht in dem Maße
wirksam, um vor der Allergie dauerhaft zu schützen.

Notlösung für Tierallergiker


Kommt es für Sie oder für den betroffenen Allergiker überhaupt nicht in Frage, sich
von dem Tier zu trennen, sollte zumindest der private Schlafbereich für die Tiere
absolut verschlossen bleiben. Dadurch wird es wenigstens nachts möglich, den Anteil
der eingeatmeten, allergengeschwängerten Luft gering zu halten. Besser noch wäre es,
das Tier außerhalb des Wohnbereiches (z.B. im Garten) zu halten.

Besuch von Tierhaltern – Grund für unerwartete Beschwerden?


In besonders ausgeprägten Fällen einer Tierhaarallergie kann nicht nur das eigene
Tier, sondern auch der indirekte Kontakt über andere Personen ein Problem
darstellen. Kinder mit ausgeprägter Tierallergie können daher bereits beim Spiel mit
Freunden allergische Beschwerden entwickeln, wenn diese engen Tierkontakt gepflegt
haben, da ein nicht unbeträchtlicher Teil der Allergene an der Kleidung haften bleibt. In
derartigen Fällen sollten die Personen mit Tierkontakt die Kleidung wechseln, um dem
Allergiker Beschwerden durch den indirekten Allergenkontakt zu ersparen. Tabelle 3
faßt die Maßnahmen zusammen, die zur Vermeidung einer Tierallergie getroffen
werden sollten.

Tabelle 3: Maßnahmen zur Vermeidung von Tierallergien

  • Haustiere und felltragende Säugetiere sollten nicht im Haus gehalten werden
  • Mindestvoraussetzung, falls eine Aufgabe der Tierhaltung unmöglich ist,
    Fernhaltung der Tiere vom Schlafbereich und wenn möglich, Haltung außerhalb
    des Hauses
  • Reduktion der Allergene kann durch regelmäßiges Baden der Tiere erzielt werden
  • Spezialfilter für Staubsauger oder Filteranlagen zur Entfernung der Allergene im
    Schwebstaub können aufgrund unzureichender Dokumentation ihrer
    Wirksamkeit nicht empfohlen werden
  • Bei Allergiebeschwerden durch indirekten Kontakt: Durch Wechseln der
    allergenbehafteten Kleidung können Tierhalter vor Besuchen bei Tierallergikern
    den indirekten Allergenkontakt verringern helfen
  • Die sorgfältige Berufsberatung und -planung bei Patienten mit erhöhter
    Allergiebereitschaft und Tierallergien kann einen wichtigen Stellenwert für den
    weiteren Verlauf der klinischen Allergie besitzen


Bei Allergiebereitschaft am besten gar keine Tiere


Auch gegenüber Vögeln werden bei der entsprechenden Bereitschaft (Neigung zur
Atopie) Allergien beobachtet. Fische, oder genauer gesagt, ihr Futter — die rote
Mückenlarve —, können ein Allergierisiko darstellen. Seltener sind Allergien bei
Amphibien oder Reptilien wie Fröschen, Schildkröten oder Schlangen. Theoretisch ist
aber auch bei diesen Tieren die Entwicklung einer Allergie möglich, da sie, wenn auch
in geringerem Maße, artfremde Eiweißstoffe absondern. Insofern kann dem Allergiker
kein Tier zur eigenen Haltung empfohlen werden.

Vorsicht bei Berufen mit Tierkontakt


Große Probleme wirft häufig der berufliche Umgang mit Tieren auf, wenn der
Betreffende eine Allergie entwickelt. Die allergischen Symptome sind bei dauerhaftem
Kontakt (z.B. Tierpfleger oder Tierärzte) mit Medikamenten praktisch kaum in den Griff
zu bekommen. Derartige allergische Beschwerden am Arbeitsplatz können, falls neu
aufgetreten, zu einer Berufskrankheit führen und werden als solche von den
zuständigen Berufsgenossenschaften anerkannt.

Berufsallergie? Schnelles Handeln zahlt sich aus


Um eine Chronifizierung des Leidens (z.B. ein chronisches Bronchialasthma) zu
verhindern, wäre es erforderlich, nach Bestätigung der allergischen Ursache
umgehend den Beruf aufzugeben. Dies geschieht leider in vielen Fällen zu spät, so daß
sich die zunächst allergisch ausgelösten Beschwerden häufig verselbständigen und
schließlich auch bei vielen anderen Reizen auftreten. Wird die Arbeit dagegen rasch
nach Erkennen der Allergie niedergelegt und dadurch der ständige Allergenkontakt
wirksam verhindert, ist es möglich, dauerhafte und bleibende Beschwerden zu
verhindern. Auch bei der Berufswahl unserer Kinder sollten diese Überlegungen eine
wichtige Rolle spielen. Bei bekannter Allergiebereitschaft sollten bestimmte Berufe mit
einem erhöhten Risiko zur Entwicklung einer Allergie unbedingt vermieden werden
(Tabelle 4).

Tabelle 4: Berufe, die bei erhöhter Allergie- oder Asthmabereitschaft vermieden
werden sollten

  • Mehlverarbeitende Berufe
    z.B. Bäcker, Konditor, Lagerarbeiter in Mehlsilos, Koch, Müller
  • Berufe mit engem Tierkontakt
    z.B. Tierarzt, Tierpfleger, Pferdewirt, Zoohändler, Schlachter, Vogelzüchter,
  • Jäger, Fischverarbeiter
  • Tischler oder andere holzverarbeitende Berufe
  • Gärtner, Florist, Landwirt, Forstwirt
  • Berufe oder Arbeiten mit Umgang mit Allergenen (z.B. Enzymen) oder chemisch-irritativ
    wirkenden Substanzen


Ohne Anspruch auf Vollständigkeit nach E. Fuchs, Allergie – Was tun? Piper Verlag 1992

3.4 Hausstaubmilben als Allergene — ungebetene Gäste im Schlafbereich


Selbst ohne Haustierhaltung sind wir in unseren Wohnungen den Eiweißstoffen
anderer Organismen ausgesetzt. Eine herausragende Rolle spielen dabei die
Hausstaubmilben.

Milben – zu klein für das bloße Auge


Es handelt sich dabei um winzige Organismen von 0,1 mm Größe. Sie sind verwandt
mit den Spinnen, haben allerdings einen plumpen Körper und können bei
entsprechend starker Vergrößerung trotz ihrer harmlosen Natur recht
furchteinflößend aussehen (Abb. 6). Sie sind auf der ganzen Welt verbreitet und
bevorzugen ein feucht-warmes Klima. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus
menschlichen und tierischen Hautschuppen. Die angeführten Punkte, das feucht-
warme Milieu und die Schuppenbildung, sind der Grund für extrem hohe
Milbenzahlen im Schlafbereich.

Abb. 6: Stark vergrößerte Darstellung der Hausstaubmilbe
(Dermatophagoides)

Die Allergene der Hausstaubmilbe werden mit den Kotballen ausgeschieden, die
eintrocknen und sich mit dem Hausstaub vermischen. Im Gegensatz zu den
Katzenallergenen, die leicht aufgewirbelt werden und lange im Schwebstaub der
Raumluft verbleiben können, sinken die Hausstaubmilbenallergene durch ihre
Verklumpungsneigung relativ rasch zu Boden. Sie finden sich in besonders hohen
Konzentrationen, wo die Milben ungestört und unter günstigsten Bedingungen
existieren, nämlich in und auf der Matratze, dem Kopfkissen und der Bettdecke.

Unsere Betten sind ihr Lebens(t)raum


Da diese selten komplett gereinigt werden, bilden sie schließlich ein ideales
Reservoir für die Milben und ihre Allergene. Aber auch andere stoffliche oder
textilartige Gewebe kommen als Lebensraum für die Milben in Frage, da sie sich dort
mit ihren Füßchen festkrallen können. Selbst gründlichstes Staubsaugen ist daher
nur von beschränkter Wirkung; außerdem wandern die Tiere häufig wieder rasch in
die behandelten Zonen ein.

Sind Hausstaubmilben für alle Menschen gefährlich?


Für Menschen ohne Allergiebereitschaft sind allerdings die Hausstaubmilben und
ihre Ausscheidungsprodukte weder giftig noch gefährlich und als völlig harmlos
anzusehen. Anders sieht es für Menschen mit erhöhter Allergiebereitschaft aus.

Wie sich eine Hausstaubmilbenallergie äußert


Durch das fortgesetzte und regelmäßige Einatmen von Hausstaubmilbenpartikeln
können sie im Laufe der Zeit eine Allergie gegen die Eiweißstoffe der Milbe
entwickeln. Diese Beschwerden können das ganze Jahr über auftreten, sind aber
möglicherweise in der kalten Jahreszeit aufgrund des Heizens und dem
aufgewirbelten Schwebestaub stärker ausgeprägt. Sie äußern sich häufig als
wäßriger, klarer Fließschnupfen oder in Form einer blockierten Nase überwiegend
nachts oder nach einer Bettruhe. Auch regelmäßige Niesanfälle oder juckende bzw.
tränende Augen nach dem Aufstehen können ein Hinweis auf eine Milbenallergie
sein. Die Beschwerden lassen in der Schule oder am Arbeitsplatz in der Regel nach,
da dort weniger Milben vorhanden sind als im Schlafbereich.

Chonisches Asthma durch eine maskierte Milbenallergie


Bei fortgesetztem nächtlichem Allergenkontakt entwickelt sich häufig eine
asthmatische Komponente und zunehmende allgemeine Überempfindlichkeit der
Bronchialschleimhaut. Die bereits dargestellten Mechanismen der allergischen
Entzündung fördern diesen chronischen Verlauf und Atembeschwerden können jetzt
auch unabhängig von dem direkten Milbenkontakt bei anderen Auslösern auftreten.
So kann es bei den betroffenen Milbenallergikern z.B. bei sportlichen
Anstrengungen oder anderen Belastungen zu Husten, Schweratmigkeit und
schließlich Atemnot kommen. Diese Form der allgemeinen Überempfindlichkeit
verstellt häufig den Blick auf die eigentliche Ursache: die ausgeprägte Milbenallergie
in Kombination mit einer möglicherweise hohen Allergenbelastung im eigenen
Schlafbereich.

Feucht-warmes Raumklima – ein Hausstaubmilbenparadies


Aufgrund der Erkenntnisse der letzten Jahre wissen wir heutzutage wesentlich mehr
über die Hausstaubmilbe und ihre Lebensbedingungen. Die zunehmend bessere
Dämmung und Isolation unserer Wohnstätten hat die Verbreitung der Milbe in
unseren Wohnungen sicherlich begünstigt. Ein warmes Raumklima mit hoher
Luftfeuchtigkeit, z.B. durch geringe Lüftung, Kohleheizung oder ein niedriges
Stockwerk, sind offenbar begünstigende Faktoren für die
Hausstaubmilbenbesiedelung. In großer Höhe (ab 1500 m) kommen Milben dagegen
kaum noch vor.

Was können wir tun, wenn eine drohende, z.B. bei Kindern mit erhöhtem
Allergierisiko, oder bereits bestehende Milbenallergie uns zum Handeln zwingt? Die
Maßnahmen sollten sich zunächst auf den Schlafbereich konzentrieren. Der Kauf
einer neuen Matratze ist keine dauerhafte Lösung, da die Milben diese bekanntlich
nach kurzer Zeit neu besiedeln.

Moderne Kunst im Schlafzimmer – das Bett wird eingepackt


Bewährt haben sich spezielle Matratzenüberzüge, die auf ihrer Unterseite
beschichtet sind oder, aus Mikrofasern bestehend, undurchlässig für kleine Partikel
sind. Dadurch werden die Milbenallergene gewissermaßen abgeschirmt und können
nicht mehr in Kontakt mit der Schleimhaut unserer Atemwege kommen. Das
Gewebe ist andererseits durchlässig für Schwitzwasser, so daß der Schlafkomfort
nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Das Kissen und die Bettdecke müßten
selbstverständlich mit gleichartigen Spezialüberzügen ausgestattet werden, da auch
sie ein wichtiges Milbenreservoir darstellen. Eine Alternative wären Kopfkissen- und
Bettdeckenfüllung aus einem Material, das sich problemlos bei 60 °C waschen läßt.
Bei dieser Temperatur werden die Milben abgetötet und die Allergene durch den
Waschvorgang beseitigt. Dies muß in regelmäßigen Abständen, ähnlich häufig wie
das Waschen der Bettwäsche, erfolgen.

60 °C in der Waschtrommel überleben die Milben nicht


Tatsächlich ist es mit Hilfe dieser Maßnahme möglich, die Allergenbelastung durch
Milbenbestandteile im häuslichen Bereich dramatisch zu reduzieren. Klinische
Untersuchungen haben gezeigt, dass Milbenallergiker, auf diese Weise behandelt,
nach einiger Zeit deutlich weniger Beschwerden aufweisen und die allgemeine
Schleimhautüberempfindlichkeit abnimmt.

Zahlt Ihre Krankenkasse?


Trotz dieser nachgewiesenen Wirksamkeit sind die Krankenkassen nur unter
bestimmten Umständen bereit, die Kosten für derartige Bettextilien teilweise zu
übernehmen. Sprechen Sie mit ihrem Arzt, falls Sie an einer ausgeprägten
Milbenallergie leiden oder bei ihrem Kind ein hohes Risiko besteht, eine solche zu
entwickeln. Vielleicht hilft ein Begleitbrief von ihm an die Krankenkasse in dieser
Sache weiter; verweisen Sie außerdem auf ein Gerichtsurteil, in dem derartige
Maßnahmen als Heilmittel anerkannt worden sind (Entscheidung des
Bundessozialgerichts, AZ.: 1 RK 18/94).

Weitere Maßnahmen bei Hausstaubmilbenallergie


Bei ausgeprägter Hausstaubmilbenallergie kann man weitergehende Maßnahmen
im Schlaf- und Wohnbereich erwägen. Ein glatter Fußbodenbelag ist besser durch
feuchtes Wischen zu reinigen als ein Teppich oder Teppichboden, die selbst mit
leistungsstarken Staubsaugern nicht von den Milben befreit werden können. Seit
einigen Jahren werden milbenabtötende Mittel (Akarazide) in Form von
seifenhaltigem Teppich- oder Trockenschaum in Apotheken vertrieben, die,
regelmäßig eingesetzt, die Milben und ihre Allergene beseitigen sollen. Während
unter Laborbedingungen durchaus ein günstiger Effekt zu sehen ist, zeigen die
Ergebnisse aus längeren Anwendungsstudien jedoch, daß derartige Mittel für den
Hausgebrauch nicht geeignet und daher nicht zu empfehlen sind.

Milbenfreie Kuscheltiere


Staub- und Milbenfänger wie Polster, Vorhänge oder Stofftiere sollten in die
Sanierungsbemühungen einbezogen werden. Für Kinder stellen Kuscheltiere, die
bei 60 °C waschbar sind, eine Alternative dar. Ist dies nicht möglich, kann eine
Milbenbesiedlung durch regelmäßige Hitzebehandlung (Backofen bei 60 bis 80 °C)
oder Kältebehandlung (Tiefkühltruhe für eine Woche) niedrig gehalten werden.
Generell sollte das Raumklima im Schlafbereich trocken und kühl sein; regelmäßiges
Lüften der Bettwäsche kann hilfreich sein, da UV-Licht die Milbenbesiedlung
reduziert. Maßnahmen außerhalb des Schlafzimmers sollten mit Bedacht und
abhängig von der Ausprägung der Milbenallergie nach Rücksprache mit Ihrem
Arzt vorgenommen werden.

Gefahr durch Hausstaubmilben nur bei Allergie!


Zum Schluß sei noch einmal betont, daß all diese Maßnahmen (Tabelle 5) für
Personen ohne Allergierisiko und ohne Milbenallergie völlig ohne Belang sind, da die
Hausstaubmilben für alle Nicht-Allergiker absolut harmlose, wenn auch dauerhafte
Mitbewohner darstellen.

Tabelle 5: Maßnahmen zur Vorbeugung einer Milbenallergie bzw. zur
wVermeidung von Beschwerden durch Hausstaubmilben

  • Zunächst sollte vor allem der Schlafraum in die Maßnahmen einbezogen
    werden:
  • Matratze, Kissen und Bettdecke sollten mit milbenallergenundurchlässigen
    Spezialbezügen bezogen werden
  • Eine Alternative stellen Kissen und Bettdecken aus einem Material dar, das bei
    60°C gewaschen werden kann
  • Das Bettzeug sollte alle 1-2 Wochen bei 60°C gewaschen werden
  • Die Vorhänge sollten ebenfalls bei 60°C waschbar sein und regelmäßig
    gewaschen werden
  • Teppiche oder Teppichboden im Schlafzimmer sollten durch glatte Fußbodenbeläge ersetzt werden (z.B. Dielen, Parkett, Fliesen, synthetische Materialen u.a.)
  • Polstermöbel durch Möbel mit glatten Oberflächen ersetzen (Holz, Leder,
    synthetische Materialien)
  • Stofftiere möglichst vermeiden oder regelmäßig heiß bei 60°C waschen oder
    zur Milbenreduktion für eine Woche bei -20°C (z.B. in einer Tiefkühltruhe)
    aufbewahren
  • Raumtemperatur und Luftfeutigkeit niedrig halten
  • Milbenabtötende Mittel (Akarazide) können nach heutigem Kenntnisstand nur
    bedingt zur häuslichen Milbensanierung empfohlen werden


3.5 Vorbeugende Maßnahmen für Kinder mit stark erhöhtem


Allergierisiko


Falls eine familiär bedingte, erhöhte Allergiebereitschaft zu erwarten ist, können
vorbeugende Maßnahmen das Auftreten einer Allergie verzögern oder verhindern.
In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Untersuchungen durchgeführt worden,
um zu klären, welche Maßnahmen für diese sogenannten Hochrisikokinder wirklich
wichtig sind. Von Hochrisikokindern spricht man, wenn es bereits zwei Allergiker in
der Familie gibt (Verwandtschaft ersten Grades, d.h. Eltern oder Geschwister) und
daher die Entwicklung einer Allergie wahrscheinlich ist.

Was tun bei hohem Allergierisiko?


Die Frage, ob Mütter während der Schwangerschaft bereits eine allergiearme Diät
einhalten sollten, um dem ungeborenen Kind eine frühzeitige Nahrungsmittel-
Allergie zu ersparen, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Die
unterschiedlichen Forschungsergebnisse rechtfertigen bisher keine
Diätbeschränkungen.
Durch konsequentes Stillen treten Nahrungsmittelallergien seltener und später
auf


Nach der Geburt sollten die Kinder sechs Monate lang von der Mutter gestillt werden.
In diesem halben Jahr sollte, wenn möglich, keine andere Nahrung hinzugefüttert
werden. Da in besonderen Fällen bereits kleine Mengen der mütterlichen Nahrung in
die Brustmilch übertreten können, sollte die Mutter auf potente Allergene in der
Nahrung (Fisch, Ei, Nüsse) verzichten.

Wenn das Stillen nicht möglich ist


Ist das sechsmonatige Stillen des Kindes nicht möglich, wird bei hohem Allergierisiko
die ausschließliche Ernährung durch industriell gefertigte, allergenfreie Babynahrung
(extensiv hydrolysierte Formula) empfohlen. Diese Präparate bestehen aus den
Spaltprodukten von Kuhmilcheiweiß, die zu klein sind, um eine
Allergie im Körper auszulösen. Auf diese Art und Weise können
Nahrungsmittelallergien des Säuglings in den ersten sechs Monaten sicher verhindert
werden. Zu diesem Zweck stehen zahlreiche Präparate zur Verfügung, die sich in ihrer
Zusammensetzung und Tauglichkeit unterscheiden. Fragen Sie daher ihren Kinderarzt,
welches Präparat er für Ihr Kind empfiehlt und mit welchem er die besten Erfahrungen
gemacht hat.

Ei, Nüsse und Fisch erst nach dem 2. oder 3. Lebensjahr


Durch die ausschließliche Brustmilchernährung über sechs Monate können
Nahrungsmittelallergien gegen Milch, Ei oder andere Lebensmittel vermieden werden;
Allergien der Atemwege, die einige Jahre später auftreten, werden nicht verhindert.
Beim Zufüttern von anderer Nahrung ca. 6 Monate nach der Geburt sollten die
potenten Allergene (Fisch, Ei, Nüsse) nicht gegeben werden. Es wird empfohlen, diese
dem Kind erst nach dem zweiten bzw. dem dritten Lebensjahr anzubieten, wenn die
Bereitschaft, eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln, bereits deutlich geringer ist.
Bedenken Sie, daß all diese Maßnahmen wirklich nur bei hohem, familiär gegebenem
Allergierisiko notwendig sind.

Tabakrauch schädigt das Kind und fördert die Allergieentwicklung


Wir wissen mittlerweise, daß Tabakrauch während und nach der Schwangerschaft dem
(potentiell allergischen) Kind großen Schaden zufügt. Das kindliche Immunsystem wird
angeregt, die Allergie-auslösenden IgE-Antikörper zu bilden. Das ist genau das
Gegenteil von dem, was erreicht werden soll, nämlich die Vermeidung von Allergien.
Außerdem werden durch das passive Mitrauchen die Atemwege nachhaltig geschädigt;
das Risiko, ein frühkindliches Bronchialasthma zu entwickeln, wird begünstigt. Es kann
daher gar nicht eindringlich genug betont werden, wie wichtig es für Ihr Kind ist, im
häuslichen Bereich nicht dem Rauch ausgesetzt zu sein.

Welche Maßnahmen verhindern allergische Beschwerden bie Kindern?


Konsequente Allergenvermeidung im häuslichen Bereich umfaßt einen milbenarmen
Wohn- und Schlafbereich (Tabelle 5) und der Verzicht auf Tierhaltung im Haus. Auch
diese Maßnahmen sind natürlich nur sinnvoll, wenn bei einem oder zwei
Familienmitgliedern bereits eine Allergie vorliegt. Später, wenn das Ende der
Schulausbildung abzusehen ist, sollte die Berufsberatung genutzt werden, um
berufsbedingte Allergien zu vermeiden. Bestimmte Berufe, z.B. Bäcker oder
Tierpfleger, bergen ein hohes Risiko, bei entsprechender Bereitschaft eine Allergie zu
entwickeln (Tabelle 4). Auch hier kann durch eine frühzeitige Weichenstellung die
Entstehung einer Allergie bzw. eines allergischen Asthmas rechtzeitig vermieden
werden.

Allergenarmer Haushalt? Ja!


Sämtliche aufgeführten Maßnahmen sind durch zahlreiche wissenschaftliche
Untersuchungen bestätigt worden. Bei darüber hinausgehenden Empfehlungen mit
erheblichen Einschränkungen sollten Sie allerdings zunächst mit Ihrem Arzt
besprechen, ob Sie wirklich zur Vorbeugung einer Allergie Ihres Kindes geeignet sind.
Leider werden von manchen Heilern Maßnahmen und Veränderungen der
Lebensführung empfohlen, die über ein vertretbares Maß erheblich hinausgehen und
nicht durch entsprechende Untersuchungsergebnisse gestützt werden können.
Informieren Sie sich daher eingehend, bevor Sie Tips oder Maßnahmen befolgen,
deren Tauglichkeit zur Allergievermeidung nicht belegt ist.

Steriles Gefängnis? Nein!


Eine drohende Allergie soll schließlich nicht zu einem selbstentworfenen Gefängnis
werden, das ein normales Aufwachsen und Leben unmöglich macht. Es ist gleichzeitig
unerläßlich, offen, aber auch kritisch gegenüber Informationen aus der Presse und
anderen Quellen zu bleiben. Suchen Sie sich daher anerkannte, kompetente
Gesprächspartner, die etwas von der Sache verstehen und denen Sie vertrauen.
Schließlich können viele Fragen, öngste und Bedenken durch informative
Gespräche bearbeitet werden.

3.6 Andere Allergene und ihre mögliche Bedeutung


Bei den bisher besprochenen Allergenen handelt es sich um die wichtigsten Vertreter,
die mit großer Häufigkeit zu einer Überempfindlichkeit des
menschlichen Immunsystems, also zu einer Allergie führen.

Was macht das Allergen zum Allergen?


Bisher ist nicht bekannt, was für Eigenschaften diese ursprünglich harmlosen
Eiweißstoffe haben, die bei Menschen mit der entsprechenden familiären Bereitschaft
eine solche Überreaktion der körpereigenen Abwehr auslösen. Viele dieser Stoffe sind
sogenannte Enzyme mit eiweißspaltenden Fähigkeiten. Es ist durchaus denkbar, daß
Allergene mit diesen Eigenschaften besser in die Schleimhaut eindringen und das
Immunsystem aktivieren können.

Kontakt zu Fremdeiweiß birgt ein Allergiepotential


Neben den häufigen Allergenen kommen allerdings sämtliche fremde, d.h. nicht
menschlichen Proteine als mögliche Ursache für die Entwicklung einer Allergie
in Frage. Solch ein Prozeß kann z.B. durch täglichen Kontakt am Arbeitsplatz ausgelöst
werden. Der Bäcker, der auf Eiweißbestandteile im Mehl oder aus der Teigverarbeitung
mit Allergie und Asthma reagiert, ist ein Beispiel. Aber auch in vielen anderen Berufen,
in denen regelmäßiger Kontakt zu Eiweißbausteinen besteht, die über einen längeren
Zeitraum inhaliert werden, kann es zur Entwicklung einer Allergie der Atemwege
kommen.

Die Natur als größter Allergenproduzent


Da die Natur der wichtigste Produzent von unterschiedlichen Eiweißstoffen (Proteinen)
ist, sind die meisten verantwortlichen Stoffe natürliche Allergene aus pflanzlichen oder
tierischen Produkten. Dies gilt allerdings nur für die hier besprochenen IgE-
vermittelten Allergien und nicht den Bereich der verzögert auftretenden Hautallergien
(Typ-IV Allergien) auf Stoffe oder Moleküle geringer Größe.

„Natürliche“ Wildseide – ein aggressives Allergen


In seltenen Fällen kann eine häusliche Allergie der Atemwege auch durch „exotische“
Allergene ausgelöst werden, die sich der oberflächlichen Betrachtung entziehen. So
können z.B. Wildseiden-Produkte, die in Textilien und Decken verarbeitet werden und
die bekanntlich noch eine Restmenge an Protein aus der Seidenraupenlarve enthalten,
für das plötzliche Auftreten eines allergischen Asthmas verantwortlich sein.

Schädlinge in der Speisekammer – auch ein Grund für Allergien


Insektenbefall in der häuslichen Umgebung oder am Arbeitsplatz hat schon bei
manchem Patienten zu charakteristischen Allergien geführt: Verschiedene Arten von
Käfern, Motten und Fliegen sind in diesem Zusammenhang beschrieben worden.

Nächtliche Bisse von Taubenzecken – Ursache für gefährliche Allergien mit hoher Dunkelziffer


In den neuen Bundesländern sind in jüngerer Zeit vermehrt Reaktionen bei
Bewohnern in Altbauten aufgetreten, deren Dachstühle als Nistplätze für Tauben
dienten und Lebensgrundlage für einen blutsaugenden Schmarotzer, die Taubenzecke,
bildeten. Bei Versiegen der Nahrungsquelle können diese äußerst genügsamen Tiere
auf Wanderschaft gehen und in menschliche Wohnungen oder ausgebaute
Dachgeschoßetagen gelangen. Nach mehrfachem Taubenzeckenbiß und dadurch
bedingtem Kontakt mit bisher nicht identifizierten Eiweißstoffen aus der Taubenzecke
kann es zu heftigsten allergischen Reaktionen kommen. Sie ähneln sehr stark den
Insektenstichreaktionen, da auch hier die verantwortlichen Allergene offenbar direkt in
die Blutbahn gelangen.

Die Klärung einer „exotischen“ Allergie ist häufig nicht einfach, da sich die
Allergenquelle der oberflächlichen Betrachtung völlig entziehen kann. Eine Liste von
seltenen Allergenen finden Sie in Tabelle 6.

Tabelle 6: Eine Auswahl seltener Allergenquellen und ihr Vorkommen (in
Klammern, ohne Anspruch auf Vollständigkeit)


  • seltene felltragende Tiere (Haus, Zoo oder Zirkus, Pelze, Tierpräparate)
  • Vögel und Federvieh (Hobby und Beruf)
  • Insekten, z.B. Käfer, Motten, Fliegen u.a. (Lebensmittelvorräte)
  • Taubenzecke (Häuser mit nistenden Tauben)
  • rote Mückenlarve (Fischfutter)
  • Wildseide (Stoffe, Textilien, Decken)
  • pflanzliche und tierische Enzyme (Pharmaindustrie u. andere Betriebe)
  • Mehl und Getreide (Bäckereibetriebe)
  • Kräuter (Apotheken, Drogerien)
  • Latex (Produkte aus Naturgummi: Gummihandschuhe, Luftballons u.v.a.)


Allerdings sollten Sie berücksichtigen, daß in erster Linie der Personenkreis mit
ererbter erhöhter Allergiebereitschaft von diesem Risiko einer allergischen
Empfindlichkeit betroffen ist. Beim Atopiker kann das ständige Ausgesetztsein
gegenüber einem fremden Eiweißstoff zur Sensibilisierung und schließlich zu
allergischen Beschwerden führen. Da diese, zumindest zu Beginn der Erkrankung,
ausschließlich im Zusammenhang mit dem Allergenkontakt auftreten, ist die
wirksamste Behandlung derartiger Beschwerden die vollständige Meidung
(Allergenkarenz) der verantwortliche Auslöser.

Allergenvermeidung ist möglich


Besonders trifft das für Allergene zu, deren Vorkommen und Auftreten in unserem
Lebensbereich wir nachhaltig beeinflussen können (Tiere, Berufsallergene, exotische
Allergene). Der betroffene Allergiker ist also keineswegs seinen Beschwerden hilflos
ausgeliefert, sondern kann in vielen Fällen einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung und
Vorbeugung leisten.

3.7 Allergie gegen Insektengift — ein Sonderfall


Seit langem ist bekannt, daß Personen nach einem Bienen- oder Wespenstich eine
akute allergische Reaktion entwickeln können. Die Beschwerden können von lokalen
Schwellungen, einer Quaddelbildung am gesamten Körper und akuter Atemnot bis zu
lebensbedrohlichen Symptomen (sogenannter allergischer oder anaphylaktischer
Schock) reichen.

Wenn Bienen- oder Wespenstiche unangenehme Folgen haben…


Die Ursache ist eine Allergie, d.h. eine überschießende Produktion von IgE-Antikörpern
gegen das Insektengift. Anders als bei den oben besprochenen Atemwegsallergien
gelangt hier das Allergen allerdings direkt in die Blutbahn und wird dadurch rasch im
ganzen Körper verteilt. Reaktionen können daher an verschiedenen Organen, selbst in
weiter Entfernung vom ursprünglichen Stich auftreten.

Jeder Mensch kann eine Insektengiftallergie entwickeln


Offenbar sind aber nicht nur Menschen mit erhöhtem Allergierisiko (Atopie) gefährdet.
Im Gegensatz zu den atopischen Allergenen, die bisher besprochen wurden, können
bestimmte Insektengiftbestandteile von Biene oder Wespe bei jedem Menschen
unabhängig von der familiären Atopiebereitschaft eine Allergie verursachen. Aus
ungeklärten Gründen wird das Immunsystem bei manchen Menschen nach einem
Insektenstich, der in der Regel noch keine Beschwerden verursacht, aktiv und bildet
die verhängnisvollen IgE-Antikörper. Sie kreisen anschließend in der Blutbahn und
setzen sich auf die Mastzellen, die für die akute allergische Reaktion verantwortlich
sind. Bei erneutem Insektenstich reagieren die Antikörper mit den Giftbestandteilen,
gegen die sich der Körper sensibilisiert hat, und können dadurch innerhalb weniger
Minuten die allergische Reaktion starten.

Viele Reaktionen sind möglich


Das Ausmaß der körperlichen Symptome, die auch verzögert nach einer halben Stunde
auftreten können, entzieht sich jeder Vorhersage. Nach heutigem Kenntnisstand läßt
sich nur in Grenzen vorhersagen, wie die Reaktion nach einem weiteren Insektenstich
verlaufen wird. Im Einzelfall kann also eine Insektenstichreaktion bei der nächsten
Gelegenheit stärker, aber auch schwächer ausfallen.

Wespen in der Stadt, Bienen auf dem Land


Von den Wespen wissen wir, daß sie nicht notwendigerweise das gesamte Gift in einem
Stich abgeben, sondern manchmal nur einen Teil davon. Außerdem ziehen sie ihren
Stachel heraus, während bei einem Bienenstich meistens der gesamte Stachel
einschließlich des beutelförmigen Giftapparates in der Einstichstelle verbleibt.

Bei schwerer Reaktion unbgedingt Allergieabklärung


Ist es in der Vergangenheit bereits zu allergischen Reaktionen, die über eine
Schwellung hinausgegangen sind, gekommen, sollte bei erneutem Stich umgehend der
Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Außerdem sollte im Anschluß eine
Überweisung an einen allergologischen Fachkollegen erfolgen, der die notwendigen
Schritte zur Aufklärung dieser Allergie einleitet.

Die Immuntherapie mit Allergenen (Hyposensibilisierung) hilft


Abhängig von dem Schweregrad dieser Reaktion und den diagnostischen Befundenwird er eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung, Impfung mit Allergenen) mitdem verantwortlichen Insektengift durchführen. Diese Behandlung
wird im Falle der Insektengiftallergie für mindestens drei Jahre durchgeführt und bietet
einen nachgewiesenen Schutz vor weiteren Insektenstichreaktionen. Da die spezifische
Immuntherapie später erläutert wird (Kapitel 5.6 Immuntherapie), soll hier nicht
weiter darauf eingegangen werden.

Wenn Sie Notfallmedikamente bei sich tragen müssen


Außerdem wird Ihr Arzt Sie mit der Nutzung einer Notfallapotheke vertraut machen,
die sie gegebenenfalls während der Insektenflugzeit ständig bei sich tragen sollten. Zur
Ausrüstung gehören ein Adrenalin-Spray und/oder eine Adrenalin-Spritze, die beide
das körpereigene Streßhormon enthalten, das einem gefährlichen, durch die Allergie
ausgelösten Blutdruckabfall entgegenwirkt. Außerdem ist unter den
Notfallmedikamenten ein Histaminblocker (Antihistaminikum) und ein Kortison-
Präparat, dessen Wirkung allerdings erst nach zwei bis drei Stunden einsetzt. Bei
bedrohlichen Zwischenfällen ist die Inhalation und Injektion des Adrenalins die
wichtigste Maßnahme, die auf keinen Fall verzögert werden sollte. Durch das Anlegen
einer Staubinde oberhalb des Stiches, falls er in die Arme oder Beine gelangt ist, kann
versucht werden, den Weitertransport des Giftes zu verzögern. Weitere
Verhaltensmaßregeln, um einen Insektenstich zu vermeiden, sind in Tabelle 7
zusammengestellt.

Tabelle 7: Verhaltensempfehlungen bei einer Insektenstichallergie (Wespen-
Koder Bienengift)


  • Die Notfallapotheke und einen Allergiepaß sollten Sie in der Flugsaison der
    betreffenden Insekten immer bei sich tragen
  • Die Umgebung (Familie, Arbeitsplatz, Schule, Urlaubsfreunde) sollte über Ihre
    Allergie informiert sein
  • Vorsicht in Gärten mit herumliegendem Fallobst und Meiden von Picknicks und
    Mahlzeiten mit Fleisch, Obst und Süßigkeiten im Freien
  • Kleidung nicht zu bunt, sondern einfarbig und hell. Entsprechende Kleidung bei
    der Arbeit im Freien (feste Handschuhe, lange Hosen, langärmelige Hemden oder
    Blusen). Vermeiden von Sandalen; nicht barfuß auf Wiesen laufen
  • Verzicht auf starke, insektenanlockende Gerüche (z.B. Parfums, Haarsprays,
    Sonnencremes mit starkem Duft).
  • Fenster des Schlafzimmers tagsüber geschlossen halten
  • Ruhe bewahren in der Nähe von Insekten


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